“Auch Tafelsilber darf kein Tabu sein“

 

Glonn – Die Vorsitzenden der Glonner Sportvereine marschieren gemeinsam in die gleiche Richtung. Sie wollen eine so genannte Einzweckhalle – und zwar jetzt. Ihre Initiative für eine stark abgespeckte Version einer Sporthalle hat Bewegung in die festgefahrene Glonner Kommunalpolitik gebracht. Über Beweggründe und Hintergründe sprachen wir mit Heinz Lang, Vorsitzender des ASV Glonn, Josef Axenböck, Vorsitzender des WSV Glonn, und Uli Gartner, Vorsitzender des Fördervereins Glonner Mehrzweckhalle.

 

Heinz Lang Vorsitzender des ASV Glonn

Josef Axenböck Vorsitzender des WSV Glonn

Uli Gartner
Chef des Fördervereins Mehrzweckhalle

 


 

 

 

– Die Diskussion über eine neue Glonner Sporthalle geht nun schon über drei Jahrzehnte. Sind Sie nicht frustriert?

Uli Gartner: Ich war schon mal euphorischer, wir werden aber immer für unser Ziel kämpfen.

Heinz Lang: Ich bin von Natur aus ein optimistischer Mensch.

Josef Axenböck: Bis Mitte des Jahres rechne ich mit einer konkreten Planung.

– Kommen wir zur Standortdiskussion. Wo soll die Halle hin?

Gartner: Für uns gibt es keine Standortdiskussion mehr. Der einzige Standort, der schnell realisierbar ist, ist ein Anbau an die bestehende

Turnhalle. Der „Rote Platz“ kann verlegt und erhalten werden. Er soll genauso wenig wie die Schwimmhalle geopfert werden.

Axenböck: Das Wasserwirtschaftsamt hat an diesem Standort bezüglich Hochwasserschutz keine Bedenken, bei der „Schwaigerwiese“ allerdings schon. Dort kann es dann wieder sehr lange dauern.

– Zur Finanzierung: Gibt es noch Zuschüsse?

Axenböck: Grundsätzlich ist es jetzt ja nur mehr eine sparsame und magere Version. Sogar der Neubau unseres Fitnessstudios „TopFit“ wurde von unserer Seite aus gestrichen. Der BLSV gibt allerdings noch Zuschüsse für Vereine zum Sporthallenbau. Darüber hinaus soll die Halle auch für andere Vereine, z.B. für kulturelle Veranstaltungen nutzbar sein.

Gartner: Ja, das wurde mit allen anderen Vereinen so abgesprochen. Die stehen hinter dieser Version.

Axenböck: Zuschüsse für eine Schulturnhalle gibt es angeblich auch noch.

– Wieviel soll die Halle kosten?

Axenböck: 1,6 Millionen Euro.Mit Zuschüssen müssten wir unter einer Million Euro liegen.

Gartner: Wobei für dieses Jahr unbedingt das Geld für eine Planung bereitgestellt werden muss. Ein entsprechender Antrag liegt dem Gemeinderat bereits für die Sitzung im März vor.

Lang: Ich erwarte von der Kommunalpolitik jetzt einen zügigen Fahrplan. Im Jahr 2010 muss Baubeginn sein.

Axenböck: Mit dem Anbau an die bestehende Halle wäre der ursprüngliche Standort „Winhartwiese“ jetzt frei. Sie wurde für eine Mehrzweckhalle gekauft und kann doch jetzt für den Bau einer Sporthalle verkauft werden, nachdem sie als Standort ausscheidet. Wir wurden mit einem Finanzierungsmodell zurückgepfiffen. Jetzt sollte die Gemeinde einmal alle ihre Immobilien bewerten lassen und hinterfragen, ob der Erhalt in Gemeindehand noch sinnvoll ist. Es darf beim Tafelsilber kein Tabu mehr geben.

– Haben Sie da nicht Angst vor endlosen Diskussionen im Gemeinderat?

Lang: Wir erwarten eine Willenbekundung des Bürgermeisters und des Gemeinderates auf einem breiten Fundament. Eine Stimme Mehrheit reicht uns nicht. Motto muss sein: „Das packen wir jetzt an, auch wenn wir Schmerz ertragen müssen“

– Wie wollen Sie für mehr Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen?

Axenböck: Unsere vielen jungen Familien verursachen allein schon eine große Nachfrage an Kleinkindersport.

Lang: Das Sportangebot könnte für Kinder und Senioren ausgebaut werden. Wir kommen uns alle vor, als würden wir ständig mit angezogener Handbremse fahren. Ich brauche die Geschichte gar nicht mehr zu erzählen, wie viele Kinder in der Vorschule schon keinen Ball mehr fangen können, vom Übergewicht will ich gar nicht reden.

Axenböck: Die langen Fahrten, die die Eltern jetzt schon auf sich nehmen, sind doch unzumutbar. Über die Umweltbelastung will ich gar nicht reden.

– Wie soll es nun weitergehen?

Gartner: Wir sind für einen Anbau an die bestehende Halle. In diesem Jahr soll geplant werden und 2010 der Baubeginn erfolgen.

Lang: Alle sollen ihr Gesicht wahren können. Wir stehen Gewehr bei Fuß mit vielen Ideen. Auch eine Beteiligung der Vereine an den laufenden Kosten wäre vorstellbar.

– Wie lautet Ihre Bitte an den Gemeinderat?

Lang: Der Gemeinderat soll sich zwei Stunden Zeit nehmen und einen Fahrplan aufstellen. Gerne sind wir bereit, mitzuhelfen, einen so genannten „Hallengipfel“ zu initiieren.

Axenböck: Irritationen müssen alle ausgeräumt werden. Wir sind mit unseren Vorstellungen mittlerweile auf ein Minimum zurückgegangen. So sollte jetzt aber die Halle wirklich realisierbar sein.

Lang: Mit unseren vielen Mitgliedern werden wir den Gemeinderat nicht im Regen stehen lassen, wenn er jetzt anpackt.

Das Gespräch führte
Norbert Winhart

“Quelle und Copyright: Ebersberger Zeitung“