Ebersberger Zeitung vom 28. Mai 2009

Glonn – Das hat es in der 13-jährigen Amtszeit von Glonns Bürgermeister Martin Esterl (SPD/KommA) noch nie gegeben: Vier Mitglieder seiner eigenen Fraktion verweigerten ihm die Gefolgschaft. Der Grund: Im aktuellen Haushalt ist wieder kein Cent für den Bau einer Sporthalle vorgesehen.

Die Glonner Vereine, die sich die Halle seit Jahren sehnlichst wünschen und von politischer Seite immer wieder vertröstet wurden, hatten ihre Wünsche, was die Ausstattung des Baus betrifft – jüngst dramatisch abgespeckt (wir berichteten). Doch die Gemeindekasse war noch nie so leer wie jetzt. Die Pro-Kopf-Verschuldung steigt laut Kämmerer Markus Zistl unaufhörlich. Von 802 Euro im vergangenen Jahr auf 951 Euro in diesem Jahr. Für das Jahr 2010 rechnet man sogar schon mit 1150 Euro. „Das sind dann bereits 500 Euro über dem derzeitigen Landesdurchschnitt“, rechnete Zistl dem Gemeinderat vor.

Martin Podehl (SPD/KommA) sah darin keinen Grund, den Hallenbau zu verschieben: „Ich stimme dem Haushalt nicht zu. Der Finanzplan zeigt nicht den Willen, dass der Gemeinderat in dieser Zusammensetzung überhaupt noch jemals eine Halle auf den Weg bringt“. „Uns hat man doch das Messer auf die Brust gesetzt“, konterte 2. Bürgermeister Josef Oswald (CSU). „Es geht doch um die Verpflichtungen in der Summe. Wir bekommen ansonsten von der Rechtsaufsicht keine Genehmigung“. „Natürlich“, so Fraktionskollege Peter Gröbmayr (CSU), „hätten wir die Halle auch gerne gebaut. Doch der Schuldenstand ist beängstigend. Für die Jugend eine Halle? Für die Jugend auch die ganzen Schulden? Ich sehe derzeit auch keine Grundstücke mehr zum Verkauf“.

„Schweren Herzens“, so Lissy Tuschter von der SPD/KommA-Fraktion, „stimme ich dem Hauhalt zu. Aber“, so die Fraktionssprecherin, „ich bin kreuzunglücklich, dass wir keine Mittel für die Halle eingestellt haben, wir hätten bestimmt einen Weg finden können“. „Ich stimme dem Haushalt nicht zu“, meinte im Gegensatz dazu Kathi Singer (SPD/KommA): „Wir leisten uns seit Jahren zwei Grundstücke, eines als Parkplatz und eines für den Wanderzirkus, nur weil man nicht bereit ist, Teile davon zu veräußern“.

„Wenn Mittel zur Verfügung stehen“, so CSU-Fraktionssprecher Georg Empl, „werden diese sofort eingestellt. Ich verstehe aber nicht, dass man die Halle in den Haushalt stellen will, obwohl man weiß, dass ihn die Rechtsaufsicht so nicht mehr genehmigt. Ich gebe keine Zustimmung für die Pleite der Gemeinde“. „Jeder will die Halle“, so Markus König (FW), „aber es geht halt jetzt nicht auf“. „Es wäre unmoralisch“, so Bernd Mallmann (CSU), „die Verschuldung noch weiter hochzutreiben. Wir sind Manns genug. Geld für die Halle einzustellen, wenn sich die Lage bessert“.

„Die Vernunft“, so Bürgermeister Martin Esterl (SPD/KommA) in seinem Schlusssatz, „hat hier über das Herz gesiegt. Der Haushalt war ein zähes Ringen“. Gegen die Stimmen von Martin Podehl, Hans Reiser, Jutta Gräf und Kathi Singer (alle SPD/KommA) wurde der Haushalt letztendlich genehmigt.

Ebersberger Neueste Nachrichten vom 28. Mai 2009